Eine Osteopathin wird dahingehend unterrichtet, dass sie der Natur bis ans Ende vertraut.
Osteopathie
Im 19. Jahrhundert wurde Andrew Taylor Still, der Sohn eines Wanderpredigers und Arztes, in Virginia geboren. Ausgestattet mit der besonderen Gabe des Beobachtens und die zugrunde liegenden Naturgesetze zu erkennen, entwickelte er eine Behandlungsmethode, die heute als Osteopathie bekannt ist.
Als spirituelle Person sah er den Menschen als integralen Teil der Natur. Er verglich den menschlichen Körper mit der Mutter Erde und erkannte, dass das freie Fließen der Körperflüssigkeiten bis in die letzte Zelle eine Grundvoraussetzung für die Gesundheit des Menschen darstellt. Dazu ist ein gutes Funktionieren der Gelenke, des Bindegewebes und der Organe nötig. Im Vordergrund steht nicht das einzelne Symptom, sondern der Zusammenhang innerhalb des gesamten Körpers.
Die osteopathische Idee basiert darauf, dass eine freie Mobilität der Strukturen des Körpers gesunde Lebensfunktionen bewirken, der Körper als Einheit funktioniert und die Fähigkeit zur Selbstregulation besitzt.
Mittels spezieller manueller und energetischer Techniken setzt diese Methode an allen Körperstrukturen an, wie zum Beispiel dem knöchernen Skelett, der Muskulatur, den Faszien, den innere Organe und dem Nervensystem. Die Osteopathie besteht aus drei großen Bereichen: der strukturellen oder parietalen, der viszeralen und der craniosacralen Osteopathie.
Craniosacrale Therapie
Die Craniosacrale Therapie nach Dr. John E. Upledger ist eine sanfte Behandlungsmethode. Im deren Fokus befindet sich das Bindegewebe, welches den gesamten Körper durchzieht und jede einzelne Struktur, wie zum Beispiel Nerven, Gefäße, Muskelfasern und Organe umhüllt und miteinander vernetzt. So ergibt sich ein in sich geschlossenes Netzwerk, welches Spannungen von einem Ort des Körpers zu einem anderen Ort übertragen kann.
In unserem Innersten befindet sich das Craniosacrale System, welches unter anderem mit diesem Netzwerk verbunden ist. Es umhüllt das Gehirn und das Rückenmark. Seine Funktion ist der Schutz dieser wichtigen Strukturen, als auch die Produktion, Resorption und Zirkulation der Gehirnflüssigkeit, welche wiederum äußerst wichtig für die Gesunderhaltung und den Schutz des zentralen Nervensystems ist. Das Craniosacrale System steht weiters in enger Verbindung mit anderen Körpersystemen, wie dem Verdauungssystem, hormonellen System, der Atmung und dem Herz-Kreislauf-System.
Mittels der Craniosacralen Therapie setzt man mit manuellen, energetischen und verbalen Techniken Impulse, um Spannungen im Gewebe auszugleichen und das Craniosacrale System zu entspannen. Der Körper bekommt Unterstützung seine eigenen Selbstheilungs- und Regulationsmechanismen auszugleichen und zu heilen.
Viszerale
Manipulation
Die Viszerale Manipulation nach Jean-Pierre Barral beschäftigt sich mit unseren inneren Organen, deren Organkapseln und ihren Aufhängungen.
Unsere Organe werden mit faszialem Gewebe umhüllt, welches dem Bindegewebe zugeordnet ist. Dieses Bindegewebe umhüllt jede einzelne Struktur in unserem Körper und verbindet die unterschiedlichen Körpersysteme, wie das Skelett, den Muskel- und Bandapparat, die Organe, die Nerven, die Gefäße und das Craniosacrale System miteinander.
Aufgrund von Entzündungen, Operationen, Fehlernährung oder Fehlhaltung können Organe durch fasziale (bindegewebige) Verklebungen, durch Spannungen der Organkapseln oder durch Spannung im Organ selbst, sich nicht mehr frei zu ihrer Umgebung bewegen. Diese Unfreiheit überträgt sich auf unseren Muskel- und Bandapparat und die Gelenke, wobei Fehlstellungen, Bewegungseinschränkungen und schmerzhafte Symptome hervorgerufen werden können.
Durch spezielle Mobilisationstechniken, Dehnungen und Druck, können diese Spannungen gelöst und die Bewegungsfreiheit vergrößert werden. Die Versorgung des Gewebes verbessert sich, welches die Funktion der Organe unterstützen kann. Der Körper wird wieder beweglicher und gleitfähiger. Diese neue Freiheit ermöglicht eine Steigerung des Wohlbefindens, eine Linderung bis hin zur Behebung von Beschwerden.
Parietale Osteopathie
In der parietalen Osteopathie steht das muskuloskelettale System im Fokus. Knochen, Gelenke, Muskeln, Bänder, Sehnen und Faszien werden mit speziellen Techniken behandelt. Somit soll der Körper aus der Sicht der Osteopathie unterstützt werden, sein eigenes inneres Gleichgewicht zu finden.
Triggerpunktbehandlungen, chiropraktische Techniken, manuelle Mobilisationen und bindegewebige/fasziale Techniken sind Beispiele, mit denen die muskuloskelettalen Strukturen behandelt werden.
Die parietale Osteopathie wird zum Beispiel bei Sport- oder Unfallverletzungen, Faszienverklebungen, Haltungsschäden oder Rückenschmerzen eingesetzt.
Babys und Kinder
Die Therapie bei Babys und Kindern umfasst spezifische Behandlungsmöglichkeiten aus der Physiotherapie und Osteopathie.
Diese können bei Säuglingen zum Beispiel bei Beschwerden wie Koliken, Schreien, Saug- und Schluckproblemen, unterstützend helfen. Bei älteren Kindern kann eine Therapie bei Fußfehlstellungen, Fehlstellung der Beinachsen oder der Wirbelsäule, Wachstumsschmerzen, Verspannungen, Zahnfehlstellungen, Kiefergelenksproblemen und Konzentrationsstörungen unterstützend wirken.
Nervenmobilisation
Die zentralen Leiter von Reizempfindungen wie z.B. Schmerzen sind die Nerven. Oftmals ist aber der Nerv selbst die Ursache des Schmerzes. Da Nerven im Vergleich zu Muskeln weniger elastisch sind und kaum gedehnt werden können, ist es sehr wichtig, dass sie in ihrer Gleitfähigkeit zwischen dem anderen Gewebe nicht eingeschränkt sind. Sowohl eine äußere Einengung des Gleitweges wie auch eine Schädigung des Nervs selbst, haben sehr starke Schmerzen zur Folge.
Bei der Nervenmobilisation wird die Beweglichkeit von Nerven durch fein dosierte Dehnungsübungen wiederhergestellt und die Schmerzen können beseitigt werden.